100 Jahre SC Hörstel: Interview mit Jürgen Lücke
Der SC Hörstel feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag - Grund genug, mal nachzufragen, was den verein so ausmacht. Stefan Daviter hat dazu mit dem Vorsitzenden, Jürgen Lücke, gesprochen,
Vor 100 Jahren wurde der SC Hörstel gegründet. Von dem ursprünglichen Fußballverein hat sich der SC zu einem Verein mit neun Sparten entwickelt, der heute rund 1800 Mitglieder hat. Seit 2004 ist Jürgen Lücke Vorsitzender des SCH. Anlässlich des Jubiläums sprachen wir mit dem Vorsitzenden über die Bedeutung des Vereins für die Stadt Hörstel und die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Wird der SC Hörstel 100 Jahre alt oder 100 Jahre jung?
Jürgen Lücke: Beides. Der Verein kann auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken. Aber sehr viel Gutes liegt vor uns. Das jüngste Mitglied ist unter zwei Jahre, das älteste über 90 Jahre alt. Dieses Generationenübergreifende macht so einen großen Sportverein aus. Während die älteren eher zurückblicken, schauen die Jungen und Junggebliebenen nach vorne.
Der Sport-Club Hörstel 1921 e.V. wurde am 6. September 1921 unter dem Namen DJK SC Hörstel als Fußballverein gegründet. Liegt der Fokus immer noch auf dem Fußball?
Lücke: Fußball ist sicher die Sportart, mit der der Verein am häufigsten in den Medien erscheint. Zumal wir ja endlich wieder in der Bezirksliga spielen. Über die Jahrzehnte sind wir bewusst ein Breitensportverein geworden. Bis 1970 gab es keine Sporthalle. Mit der Ludgerus-Halle kamen Turngruppen, Handball- und Volleyballmannschaften hinzu. Dann entstand die Tennisanlage mit dem Boom in den 80ern. In der Harkenberg-Halle gründete sich die Badminton-Abteilung. Zu einem Breitensportverein gehören aber auch Läufer, Walker, Tänzer, Radfahrer, bei denen Wettkämpfe nicht die Priorität haben. Umso mehr gilt das für die vielen Fitness-und Gesundheits-Sportgruppen in der vereinseigenen Gymnastikhalle. Heute haben wir für jedes Alter mehre sportliche Alternativen zur Auswahl. Tatsächlich sind sehr viele Mitglieder in zwei oder mehr Sparten aktiv.
Bei Gründung hatte der SCH 34 Mitglieder. Heute zählt er neun Abteilungen mit rund 1800 Mitgliedern, das ist ungefähr ein Viertel der Einwohner des Stadtteils Hörstel. Ist der Verein ein wichtiger sozialer und gesellschaftlicher Faktor in Hörstel?
Lücke: In der Tat zählen die großen Vereine im Stadtgebiet jeweils über 30 Prozent der Einwohner als Mitglieder. Das ist auch ein Ergebnis einer weisen Entscheidung des Stadtrats vor über 40 Jahren. Da wurde entschieden, dass in jedem Stadtteil nur ein Mehrspartenverein unterstützt wird. Bei uns kommen alle Generationen zusammen. Wir ermöglichen Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren, sich zu bewegen und Gemeinschaft zu erleben. Ich denke, dass es uns immer wieder gelungen ist, Trends aufzunehmen und Neues zu integrieren. Dazu zähle ich auch die Aktivitäten bei den Themen Inklusion, Integration und Prävention.
Jürgen Lücke ist seit 2004 Vorsitzender des SC Hörstel. (Foto: Marianne Sasse / IVZ)
Führen die neun Abteilungen eher ein Eigenleben, oder gibt es so etwas wie ein Vereinsgefühl?
Lücke: Dadurch, dass unterschiedliche Sportstätten genutzt werden, sind die Sparten schon autonom, aber beim Feiern wie dem legendären Sportlerkarneval, dem Adventsessen oder spartenübergreifenden Weihnachtsfeiern kommen alle zusammen. Außerdem unterstützt man sich als Zuschauer am Platz oder in der Halle.
Muss sich der Verein angesichts veränderten Freizeitverhaltens und eines immer breiteren Angebotsspektrums verändern, um interessant zu bleiben?
Lücke: Das ist ein steter Prozess, in dem Chancen durch städtische Sportstätten genutzt werden können. Wie erfolgreich uns das gelungen ist, das sieht man am besten an der Auslastung der vereinseigenen Gymnastikhalle. Wichtig ist es, dass wir weiterhin alle Generationen ansprechen. Mit dem Bewegungskindergarten St. Martin und der Harkenberg-Gesamtschule Hörstel bestehen Kooperationen. Eine Herausforderung und Chance ist es, den Senior/innen, die sich gar nicht so sehen, eine sportliche Heimat und die Möglichkeit der Teilhabe geben.
Ganz aktuell: Wie wirkt sich Corona auf das Vereinsleben, die Finanzen und die Mitgliederzahlen aus?
Lücke: Das Vereinsleben ruht sowohl im öffentlich sportlichen als auch im sozialen Bereich, was viele frustriert. Allerdings wissen wir von etlichen Mannschaften und Gruppen, die sich virtuell zum gemeinsamen Übungsprogramm treffen oder nach Trainingsplänen sich fit halten. Wir bedauern, dass keine Perspektiven in Aussicht gestellt werden. Hoffentlich ist das Sport treiben zumindest in Kleingruppen an der freien Luft bald wieder möglich. Dadurch, dass wir uns über Mitgliedsbeiträge finanzieren statt über Kursgebühren, halten sich die Mindereinnahmen in einem überschaubaren Rahmen. Fast alle Mitglieder, Sponsoren und Unterstützer haben uns die Treue gehalten. Abgänge sind in der Höhe der durchschnittlichen Fluktuation zu verzeichnen. Nur Neumitglieder gibt es natürlich keine.
Werden Sie das Vereinsjubiläum in diesem Jahr noch gebührend feiern können? Was ist geplant?
Lücke: Die Vorbereitungen für das Jubiläumsprogramm im Waldstadion Ende August sind angelaufen. Aber irgendwie doch mit angezogener Handbremse. Wir sind zuversichtlich, dass wir etwas machen können, aber den Umfang werden wir erst im Laufe des zweiten Quartals festlegen können. Eine Arbeitsgruppe und der erweiterte Vorstand sammeln Ideen für corona-konforme Sportaktivitäten. Hinweise und Anregungen sind jederzeit herzlich willkommen. Letztlich ist jeder einzelne Bürger und Sportler mit verantwortlich, dass wir Freiheiten zurückgewinnen. Da sind Ausdauer und Selbstdisziplin gefordert, Eigenschaften, die in vielen Sportarten Erfolgsfaktoren sind.
Ibbenbürener Volkszeitung, 05.01.2021
Stefan Daviter (Autor)
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