Spielerinnen und Spieler mit und ohne Behinderung
Es sind nicht allein die sportlichen Erfolge, die beim SC Hörstel zählen. Dem Sportverein, der in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, gelingt es, die Menschen zusammen zu bringen. Dafür gibt es innerhalb der Fußballabteilung ein bemerkenswertes Beispiel.
Spielerinnen und Spieler mit und ohne Behinderung erleben Gemeinschaft beim Fußballspiel
Im Mai 2007 wurde innerhalb der Fußballabteilung beim SC Hörstel eine Jugendmannschaft für Menschen mit Behinderung gegründet. Zum damaligen Zeitpunkt, noch niemand sprach von Inklusion, eine außergewöhnliche und fortschrittliche Entscheidung. Bis zum Start einer Inklusionsinitiative durch den Deutschen Fußballbund dauerte es noch fast fünf Jahre. Daran erinnert der SC Hörstel anlässlich seines Jubiläumsjahres 2021.
Im Dezember 2018 hat der SC Hörstel als Anerkennung für diese Ausbildung den erstmalig ausgelobten „Sonderpreis Inklusion“ vom Kreis Steinfurt und im April 2019 den „FLVW-Zukunftspreis 2018“ erhalten.
Anfänglich waren nur wenige Spielerinnen und Spieler in der sogenannten „integrativen Gruppe“, die sich einmal wöchentlich zum gemeinsamen Kicken getroffen haben. Strukturen, wie der Ligabetrieb im Jugendfußball, gab es für diese Mannschaften nicht. Spiele gegen andere Mannschaften mussten die Vereine untereinander verabreden.
Eine besondere Auszeichnung für den Einsatz für Menschen mit Behinderung: Die „Sepp-Herberger-Urkunde 2014“. (Foto: SC Hörstel)
Im Juli 2012 fand das erste größere Turnier für Menschen mit Behinderung in Hörstel statt. Im Juni des folgenden Jahres wurde das erste landesweite Inklusionsturnier durch den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) im Waldstadion veranstaltet. Seit 2014 findet das Abschlussturnier um den „Hans Tilkowski-Wanderpokal“ der FLVW-Inklusionsturnierserie jährlich beim SC Hörstel statt. Aus dem Netzwerk der Vereine entstand im Herbst 2012 die Inklusionsarbeitsgruppe des FLVW, der der SC bis heute als Gründungsmitglied angehört. Die Gründung dieser Inklusionsarbeitsgruppe fand im Jugendraum des SC Hörstel statt und stellt einen Meilenstein in der Inklusionsarbeit des Verbandes dar. Eine besondere Auszeichnung erhielt der SC für den Einsatz für Menschen mit Behinderung durch die Verleihung der „Sepp-Herberger-Urkunde 2014“ und durch die dreimalige Verleihung des Kinder- und Jugendsportpreises durch den Kreis Steinfurt.
Grundgedanke der Fußballabteilung war und ist, das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung durch gemeinsamen Sport zu verbessern und die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Vereinsleben, und dadurch auch die eigene Persönlichkeit der Spielerinnen und Spieler mit Behinderung, zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden im Laufe der Jahre verschiedene Veranstaltungen entwickelt und durchgeführt. Neben jährlichem Inklusionsturnier und Neujahrskick wurde mehrfach ein zweitägiges Trainingscamp und seit 2016 jährlich eine einwöchige Inklusionsfußballschule in den Herbstferien veranstaltet. Im Herbst 2019 fand der erste Inklusionstag, an dem Spielerinnen und Spieler der Jugendmannschaften mit und ohne Behinderung teilnahmen, auf einer Fußballgolfanlage statt.
Auch auf Weiterbildung der Akteure gesetzt
Eine besondere Herausforderung war für die Fußballabteilung die Ausbildung von Menschen mit Behinderung zu „Young Coaches Inklusion“ im Jahr 2018/2019. Der SC hatte erkannt, dass auch Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben sollen, sich in verantwortungsvoller Tätigkeit in den Verein einzubringen. Eine entsprechende Ausbildung wurde aber nicht angeboten und so entwickelte die Inklusionsmannschaft eine aus sieben Modulen bestehende Ausbildung. Die Ausbildung der „Young Coaches“ startete im Oktober 2018 und dauerte bis zum Mai 2019. Im Dezember 2018 hat der SC Hörstel als Anerkennung für diese Ausbildung den erstmalig ausgelobten „Sonderpreis Inklusion“ vom Kreis Steinfurt und im April 2019 den „FLVW-Zukunftspreis 2018“ erhalten.
Der Erhalt des Zukunftspreises durch den FLVW war für alle Beteiligten sehr spannend, da im Vorfeld der Preisverleihung ein Film über die Inklusionsmannschaft und das „Young Coach Projekt“ gedreht wurde.
Die Inklusionsmannschaft nimmt seit Februar 2015 am Projekt „Einfach Fußball“ der Bayer AG teil. Ziel von „Einfach Fußball“ ist es, mehr Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen den Zugang zum Vereinsfußball und somit in den organisierten Sport zu ermöglichen. Dadurch soll eine Eingliederung in die Gesellschaft nachhaltig unterstützt werden. Bestandteil dieses Projektes sind Trainertreffen, der Erfahrungsaustausch und die jährliche Teilnahme am „Einfach Fußball Cup“ beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Mit dieser Turnierteilnahme ist der Besuch eines Bundesligaspieles in der BayArena verbunden, der allen Spielerinnen und Spielern sehr viel Freude bereitet.
Inzwischen 40 Spielerinnen und Spieler
Seit dem Start der Inklusionsmannschaft im Mai 2007 hat sich die Mannschaft bis heute stark gewandelt. Aus der anfänglichen kleinen Kicker-Gruppe ist eine Unter15-Mannschaft und eine Über15-Mannschaft entstanden. Die beiden Mannschaften, mit insgesamt 40 Spielerinnen und Spielern trainieren wöchentlich und nehmen an zahlreichen Turnieren und Freundschaftsspielen teil. Das Miteinander der Spielerinnen und Spieler ist freundschaftlich und voller Verständnis füreinander.
Eine Seniorenmannschaft wäre noch zu gründen
Einige Spieler sind bereits seit Gründung der Mannschaft dabei und gehören eigentlich in eine Seniorenmannschaft, die noch zu gründen ist. Besonders wichtig für das Inklusionsteam ist, dass die Kinder und jungen Erwachsenen vor allem Spaß an der Sache haben. Beim Training steht nicht der Leistungsgedanke, sondern der Spaß am Fußball im Vordergrund. Die spielerischen Fähigkeiten des Einzelnen sind nachrangig.
Primär zählt der Mannschaftsgedanke: „Jeder spielt so gut er kann. Wir helfen uns gegenseitig“. Für Fragen zur Inklusionsmannschaft steht Ralf Stille, Telefon 05971 / 3207, gerne zur Verfügung.
Ibbenbürener Volkszeitung, 27.11.2021
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