Das Angebot ist bis heute attraktiv
Seit nunmehr 25 Jahren gibt es im SC Hörstel, der seinerseits in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, eine Fitnessabteilung. Wir blicken zurück und wollten wissen, was der Vorsitzende dazu sagt.
„Morgen, Mittwoch, ist es soweit. Dann starten Callanetics und Aerobic, ein SC-Angebot speziell für Frauen, das der Sportverein auf Wunsch vieler Mitglieder jetzt in sein Programm aufnimmt. Trainiert wird in der Harkenbergschule …“. So stand es Dienstag, 27. Februar 1996, in der IVZ.
SC-Vorsitzender war damals der mittlerweile verstorbene Albert Richter, dem es ein Anliegen war, den SC Hörstel weiter für den Breitensport zu öffnen und neue Sportangebote einzuführen, denn seine Devise lautete: „Der SC muss ein Sportverein für jedermann sein.“ Da in den Sporthallen kein Platz für dieses neue Fitnesstraining war, kümmerte sich Richter um eine andere Lösung. Im Mehrzweckraum der Harkenbergschule durften die Frauen ihr neues Training ausüben. Und am ersten Übungsabend, gleich zur ersten Stunde, kamen 120 Frauen.
„Dass es viele werden würden, habe ich aufgrund der Anmeldungen, die in den letzten Wochen eingegangen sind, gewusst, dass der Ansturm aber so groß sein wird, konnte ich nicht ahnen“, staunte der SC-Vorsitzende an diesem Abend. Bei der zweiten Stunde waren es noch mehr Frauen, denn kaum eine ging nach der ersten Trainingseinheit. Der Raum war völlig überfüllt. Bei den Übungen mussten die Sportlerinnen darauf achten, ihre Nachbarinnen nicht zu treffen oder von ihnen getroffen zu werden. Das ähnelte dann auch mehr Nahkampf als Fitness-Sport. Richter versprach, bis nach den Osterferien eine Lösung gefunden zu haben. Er hielt Wort. Ab da wurden Callanetics und Aerobic an zwei Tagen in der Woche, dienstags und mittwochs, angeboten.
Foto: Marianne Sasse / IVZ
Die Frauen kamen in Sportkleidung und fuhren nach dem Sport direkt wieder nach Hause. Duschmöglichkeiten gab es nicht. Einige Jahre ging das so. Dann schafften die Frauen den Sprung in die Ludgerus-Sporthalle. Neue Fitnessangebote kamen hinzu, die immer begeistert angenommen wurden. Die Hallenzeiten waren jedoch begrenzt, die Frauen hätten gerne mehr gemacht.
Der SC Hörstel fand die Lösung des Problems im Bau einer eigenen Gymnastikhalle, die an die Harkenberg-Sporthalle angebaut wurde. Seit November 2016 wird hier ein umfangreiches Sportprogramm aus den Bereichen Fitness, Gymnastik und Reha-Sport geboten. Von Bauchkiller über Faszien/Pilates und Rücken-Fit bis zu Zumba ist die Auswahl groß. Und nicht nur Frauen halten sich dort fit, auch Männer sind dabei, sogar in einer eigenen Gruppe.
Mit der Fertigstellung der Gymnastikhalle gründete der SC Hörstel auch eine Fitness-Abteilung. Gründungsvorsitzende war Kerstin Rietmann. Heute wird die Sparte von Petra Wiesmann geleitet.
Noch immer sind Sportlerinnen der ersten Stunde dabei, wie die heutige Fitness-Abteilungsleiterin Petra Wiesmann und SC-Finanzvorstand Barbara Tumbrink. Sie sind damals gestartet, weil sie schon lange nach Fitnessangeboten mit Musik und Spaß suchten. „Zuhause im Wohnzimmer haben wir die ersten Aerobic-Erfahrungen mit der Schallplatte von Sydney Rome gemacht. Auch an Jazz Dance Kursen der VHS Hörstel, die auch schon in der Aula der Harkenbergschule stattfanden, haben wir mit Begeisterung teilgenommen. Als dann die Nachricht kam, dass unser Sportverein Callanetics und Aerobic anbietet, machten wir natürlich sofort mit. An die ersten Stunden können wir uns noch gut erinnern. Spaß hat es gemacht“, erzählen sie.
Auch heute macht ihnen Fitness immer noch sehr viel Spaß, wie sie sagen. Der Gesundheitsaspekt spiele heute aber eine viel größere Rolle. „Qualifizierte Trainings unter optimalen Fitnessbedingungen wie gelenkschonender Schwingboden, Spiegelfront und eine große Auswahl an Geräten gehören heute einfach dazu. Wir freuen uns, dass der SC Hörstel diesem Trend gefolgt ist und im Bau der Gymnastikhalle ein Zeichen für die Zukunft gesetzt hat“, stellen sie erfreut fest. Heute sind beide Frauen aktive Teilnehmerinnen an den unterschiedlichsten Fitnessangeboten im SC Hörstel. Auch ihre Männer und Kinder konnten sie schon begeistern.
Für Gitta Brügge und Ulla Dierkes, die ebenfalls seit Anfang an dabei sind, war es damals ein interessantes Sportangebot, um sich körperlich fit zu halten. Und es war für sie eine sehr gute Alternative zum Laufen und Nordic Walking, um auch andere Muskeln zu aktivieren. Noch immer ist sie dabei, um fit zu bleiben, aber auch, weil es ihnen Spaß macht. Und sie freuen sich über das erweiterte Angebot, seitdem es die Gymnastikhalle gibt.
Das sagt Jürgen Lücke, Vorsitzender des SC Hörstel, über seine Fitnessabteilung.
Der SC Hörstel hat vor rund fünf Jahren eine vereinseigene Gymnastikhalle gebaut und eine Fitness-Abteilung gegründet. Waren die Entscheidungen richtig?
Lücke: Die Ausgangslage war, dass die vorhandenen Sporthallen durch andere Sportarten ausgebucht waren und nicht den Ansprüchen für ein hochwertiges Fitness Training gerecht wurden. Ausweichstandorte waren immer nur kurzfristig zu mieten. Die Entscheidungen waren absolut richtig, weil wir dadurch neue Mitglieder gewonnen und viele Mitglieder langfristig an unseren Verein gebunden haben und auch binden werden.
Was bedeutet diese Halle für den Verein?
Lücke: In der vereinseigenen Gymnastikhalle organisieren wir ein abwechslungsreiches Sportprogramm, das für jede Altersgruppe Alternativen anbietet. Damit werden wir unserem Anspruch, ein Breitensportverein zu sein, vollends gerecht.
Körperliche und mentale Fitness sind mittlerweile eine generationenübergreifende Lebenseinstellung, also weit mehr als ein Trend. Dazu zählt auch der Gesundheitssport, zum Beispiel REHA, Rückenschule, Yoga. Bei einer alternden Bevölkerung wird dieser Bereich zusätzlich Zulauf erfahren.
Hat sich die Halle positiv auf die Mitgliederentwicklung ausgewirkt?
Lücke: Durch die Gymnastikhalle haben wir insbesondere Neueintritte bei den Erwachsenen. Genauso wichtig ist es aber, dass bestehenden Mitgliedern bis ins hohe Alter zusätzliche Alternativen geboten werden. Wenn Ballsportler/innen in ihrer Sportart keine alters- oder leistungsgerechte Mannschaft mehr finden, können sie sich im Verein neu orientieren. Das macht den SC als Breitensportverein attraktiv.
Wie viele Mitglieder hat die Fitness-Abteilung aktuell?
Lücke: Die Fitness-Abteilung zählt 380 Mitglieder. Davon sind 331 Frauen und 49 Männer.
Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?
Lücke: Wir sind mit der Entwicklung der Fitness-Abteilung und dem Sport-Programm sehr zufrieden. Besonders würdigen möchte ich die Ehrenamtlichen, die für den reibungslosen Ablauf sorgen. Leider können wir das Potenzial nicht voll ausschöpfen. Engpassfaktor sind fehlende Übungsleiter/innen, aktuell zum Beispiel im Yoga. Interessierte dürfen sich gerne melden. Unser Ziel ist es, dass der SC selbst Trainer/innen für Ausbildungen und Fortbildungen gewinnt und an sich binden kann. Wir sind bereit, für entstehende Kosten aufzukommen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Fitnessabteilung?
Lücke: Für die Zukunft der Fitness-Abteilung sehen wir noch Potenzial, das ausgeschöpft werden kann. Regelmäßig gibt es neue Trends, denen wir mit einem entsprechenden Angebot gerecht werden wollen. Die Kooperationen mit Kindergärten, der Grundschule und der Harkenberg-Gesamtschule können intensiviert werden. Auch die neue Außensportanlage der Harkenberg-Gesamtschule bietet sich für ein zusätzliches Angebot an. Die Vorteile und Chancen von Fitness-Angeboten zeigen sich gerade jetzt während der Corona-Pandemie. Der Schwerpunkt Gesundheitssport und Rehabilitationssport werden weiter an Bedeutung gewinnen.
Ibbenbürener Volkszeitung, 08.02.2021
Marianne Sasse (Autorin)
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