Der SC Hörstel hat ein neues Projekt ins Leben gerufen: Ab sofort können beim SC Menschen mit Behinderung das Sportabzeichen machen. Mit Melanie Horstmann (27) und Lisa Stille (16) hat der Verein dafür zwei eigens ausgebildete Trainerinnen. Wir haben mit ihnen gesprochen.
Frau Horstmann, Frau Stille, wie kam es zu der Idee, Menschen mit Behinderung das Sportabzeichen ermöglichen zu wollen?
Melanie Horstmann: Die Idee ist entstanden, als wir mit den Trainern der Inklusionsfußballmannschaft des SC überlegt haben, was man sonst noch so alles machen könne. Wir wollten aber keine neue Sportart anbieten. Beim Sportabzeichen gab es schon was, man konnte sich ausbilden lassen. Wir haben uns dann mit dem Kreissportbund darum gekümmert, dass diese Ausbildung auch direkt in Hörstel stattgefunden hat.
Aber nicht nur für Sie beide?
Lisa Stille: Wir waren elf, zwölf Leute aus dem ganzen Kreisgebiet.
Was lernt man in dieser Ausbildung?
Stille: Im ersten Teil bekommt man die Ausbildung für das Sportabzeichen bei Menschen ohne Behinderung. Man lernt zum Beispiel, was man bei welcher Sportart beachten muss, wie man das Sportabzeichen überhaupt abnimmt. Im zweiten Ausbildungsteil haben wir dann gelernt, wie man Menschen mit Behinderung einordnet, ihre Behinderung klassifiziert und dementsprechend individuell auf sie eingeht.
Was gibt es da für Klassifizierungen?
Horstmann: Die Behinderungen sind unterteilt in verschiedene Stufen, zum Beispiel allgemeine Behinderungen, Beinbehinderungen, Armbehinderungen, Ausfall von Sinnesorganen, Lernschwächen oder geistige Behinderung. Die Anforderungen sind auf die jeweilige Behinderung zugeschnitten. Jemand, der eine Beinprothese hat, kann nicht so agieren, wie andere.
Dann unterscheiden sich die Disziplinen also nach den Behinderungen?
Horstmann: Genau. Die Anforderungen sind in vier Bereiche unterteilt: Koordination, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Innerhalb jeder Kategorie wird dann je nach Behinderung unterschieden. Das ist ein Riesenkatalog. Aber alles Prüfungen, die auf einer normalen Sportanlage absolviert werden können und eben genau auf das Profil des jeweiligen Sportlers zugeschnitten. Den Umgang mit behinderten Menschen kennen wir aus unserer Inklusionsmannschaft, wo wir beide seit mehreren Jahren Trainerinnen sind.
Wie ist diese Idee innerhalb des Vereins aufgenommen worden?
Horstmann: Wir sind erst am Montag gestartet. Es wurde aber unheimlich positiv aufgenommen. Inklusion ist ein aktuelles Thema, und der SC ist hinsichtlich Inklusionssport auch Vorreiter. Von daher hat man sich gefreut, dass wir uns noch was Neues haben einfallen lassen. Die richtige Resonanz kommt erst noch. Aber aus unserer Inklusionsmannschaft werden sicherlich einige Spieler mitmachen.
Stille: Wir wollen uns erst einmal vier, fünf fittere Leute rauspicken und anfangen, mit denen zu trainieren.
Ist das Angebot nur für Mitglieder des SC Hörstel?
Horstmann: Nein, das steht allen Menschen mit Behinderung offen. Ob sie in einem Verein Mitglied sind und in welchem, ist völlig egal.
Wie wird das organisatorisch laufen?
Horstmann: Wir wollen eigentlich keine festen Abnahmetermine machen. Das ist bei mir beruflich nicht möglich. Wir haben eine E-Mail-Adresse angelegt, wo man sich melden kann, um Abnahmetermine oder auch Trainingstermine mit uns zu vereinbaren.
Wie viele erfolgreiche Absolventen wollen Sie in einem Jahr geschafft haben?
Stille: Das ist schwierig. Wir würden uns freuen, wenn es erst mal ein paar Leute überhaupt versuchen.
Horstmann: In der Ausbildung hat uns jemand aus Altenberge gesagt, dass es dort zwei, drei Personen im Jahr sind. Wir hoffen, dass wir zunächst mal eine positive Rückmeldung bekommen.
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