Wie viele Millionen Zuschauer am Fernseher, so sahen auch einige sportinteressierte Hörsteler bei der Olympiade 1972 in München zum ersten Mal eine Sportart, die durch Schnelligkeit und Spielwitz begeisterte. Viele Jahrzehnte früher, nämlich im Jahre 1895 machte sich ein Schulleiter namens William G. Morgen erstmals Gedanken über ein später millionenfach praktiziertes Spiel. Bewaffnet mit einem Tennisnetz, einem Hammer, einigen Nägeln und der Blase aus einem Basketball machte er sich auf den Weg in die Turnhalle, um dort das Netz an zwei gegenüberliegenden Wandseiten zu befestigen. Hätten ihn die Bürger seines Ortes Holyoke im amerikanischen Massachusetts nun bei seinen ersten Versuchen beobachtet, sie hätten ihn sicherlich für verrückt erklärt, denn was er dort veranstaltete, war schon ziemlich ungewöhnlich.
Morgen warf die Blase des Basketballs über das aufgebaute Netz, rannte wie besessen darunter durch, fing die Blase an der anderen Seite wieder auf um dann sogleich den Vorgang von der anderen Seite zu wiederholen. Schon bald zeigte sich jedoch, daß Morgan mit dieser Erfindung, er nannte sie Minonette, viel Begeisterung bei Jung und Alt hervorrief, zumal, und gerade das war ihm sehr wichtig, es konnten so viele mitspielen, wie wollten. In den folgenden Jahren wurde die Erfindung immer weiter entwickelt, bis man dann 1916 erstmals offiziell den Namen Volleyball einführte.
Turnhalleneröffnung 1973
Irene Widok, Monika Grothues und Marianne Wennemer
Ausschlaggebend für die Hörsteler Volleyballgeschichte waren sicherlich die Hobbydamen. Bereits Ende der 60er Jahre waren es vor allem sechs Frauen, die unermüdlich Woche für Woche den oft beschwerlichen Weg, teils mit dem Drahtesel teils sogar zu Fuß, nach Bevergern in die Turnhalle unternahmen, um dort gemeinsam mit den Damen aus Bevergern und Ibbenbüren den Sport auszuüben. Nach dem Turnhallenbau 1970 hofften Monika Grothues, Agnes Bruns, Emmi Löchte, Liesel Knollmann, Ingrid Wiesmann und Irene Widok dann zunächst vergeblich auf eine eigene Hallenzeit. Doch kommt Zeit kommt Rat. Nachdem man zunächst dem Frauenturnen am Ende der Trainingszeit etwa 20 Minuten abknöpfen konnte, verlagerte man zusehends die Aktivitäten auf die Vormittagsstunden. Hier hätte heute bestimmt Thomas Gottschalk mit seiner Wetten dass.. ? Show seine helle Freude gehabt, denn die Damen brachten es fertig, zwischen der zweiten und dritten Schulstunde der Grundschule, die durch eine längere Pause getrennt war, ihr Netz auf- und abzubauen und auch noch ein interessantes Training auf Reihe zu bringen. Im Jahre 1972 wurden die Damen dann mit einer eigenen Trainingszeit belohnt. Weitere Hobbydamen stießen in dieser Zeit dazu. Bei der erstmals 1978 ausgetragenen Hobbyrunde konnte man dann die Erfolg einer guten und engagierten Trainingsarbeit ernten.
Die Hobby-Damenmannschaft von 1982
von links: Christel Book, Brunhilde Hagemann, Marita Mergenschröer, Elfride Vennewald, Karin Thele und Irene Widok
In den folgenden Jahren sammelten sich immer mehr Damen, ehe es dann schließlich einen Annahmestop gab. Mit 30 Frauen für vier Mannschaften spielten die Damen unter der Leitung von Irene Widok dann in den 80er Jahren in der Hobbyrunde und zahlreichen Turnieren in den direkten Nachbarorten, aber auch in weiter entfernten Städten, wie Essen oder auch Letmathe im Sauerland. In den vergangenen Jahren gab es dann nochmals einen Anstieg der Spielerzahlen, denn mit Angelika Heeger hatte sich eine weitere Volleyballspielerin entschlossen, das Training für den Hobbybereich zu leiten. Schnell hatte sie eine Gruppe von 20 jungen Frauen beisammen, und so zählt der SC Hörstel mit heute sechs Hobbydamenmannschaften zu den zahlenmäßig stärksten des Kreises.
Ein Strukturwandel vollzog sich im Jahre 1986. Der SC Hörstel bot erstmals ein Turnier für "Jederman" an und konnte zu dem Zeitpunkt nicht mit der Entwicklung rechnen, die es bis zum heutigen Tage nehmen sollte. Was eigentlich als Juxturnier geplant war, um überflüssige Weihnachtspfunde loszuwerden, hat sich mittlerweile zu einem festen traditionellen Volleyballturnier mit etlichen spielstarken Hobbymannschaften entwickelt. Wie beliebt gerade dieses Turnier ist, zeigen die ungebrochen hohen Anmeldezahlen, so daß man aufgrund der auf 18 Teams begrenzten Kapazitäten viele Absagen erteilen mußte.
Ein Gegenstück zum traditionsreichsten Turnier bildet das Freiluftturnier im Sommer. An zwei Wochenendtagen verlagert man dabei die sonst typische Hallensportart auf die Rasenfläche neben dem Waldstadion. Animiert durch die in dieser Zeit wachsenden Angebote des Vereins für den Hobbybereich wurde von Hubert Schramm Ende der 80er Jahre auch eine erste männliche Hobbymannschaft gegründet. Wie bei den Damen steht auch hier das gesellige Zusammensein ganz klar vor dem sportlichen Erfolg. Die neueste Errungenschaft des SC Hörstel bildet das 1993 eingeweihte Beach-Volleyballfeld am Waldstadion. Seit dieser Zeit wird das Angebot von einer immer größeren Zahl von Volleyballfreunden angenommen und genutzt, der den Kreis zum Volleyballerfinder William G. Morgen, wohl schließt, dessen Grundsatz es war, eine Sportart zu entwickeln, die jeder spielen kann.
Aus einer anderen Sparte heraus entwickelte sich der Leistungsbereich der Volleyballabteilung. Ab 1970 machten die Herren des Männerturnens erste Erfahrungen mit dem neuen Sport. Schon ein Jahr später formierte sich eine erste schlagkräftige Mannschaft: Raymund Bellmann, Michael Röhling, Wolfgang Löchte, Manfred Börgel, Hubert Kleinhaus, Hubert Schramm, Wolfgang Denker, Rudi Overmeyer und Josef Lüttmann gehörten dabei zu den Mannen der ersten Stunde. Nach zahlreichen Wettkämpfen und Pokaltunieren entschloß sich die Abteilung 1972 zur offiziellen Gründung. Mit Johannes Lürwer konnte zudem ein qualifizierter Trainer aus Rheine gewonnen werden und das Abenteuer Leistungsvolleyball in Hörstel konnte beginnen.
Die erste Herrenmannschaft von 1973
stehend von links: Rudi Overmeyer, Raymund Bellmann, Manfred Börgel,Wolfgang Löchte, Michael Röhling
kniend von links: Josef Lüttmann, Wolfgang Denker, Hubert Schramm
es fehlt: Hubert Kleinhaus
Im Herbst 1973 ging es dann erstmals um die Wurst. Die erste Herrenmannschaft wurde für die damals klassenniedrigste Liga, die Bezirksklasse, gemeldet und konnte beweisen, was sie in den vergangenen Jahren gelernt hatte. Und sie übertraf die kühnsten Erwartungen, die man in sie gesteckt hatte. Die Herren spielten munter mit und belegten sogleich einen hervorragenden 3. Platz in der Abschlußtabelle. Natürlich wurde das Training nach einem solchen Start weiter forciert, und so stand schon am Ende der zweiten Saison die erste Meisterschaft und damit der Aufstieg in die Bezirksliga fest. Feuer gefangen hatten zu diesem Zeitpunkt auch die ersten Jugendlichen und so schickte man im Jahre 1975/76 erstmals eine Jugendmannschaft ins Meisterschaftsrennen, die natürlich zunächst viel Lehrgeld zahlen mußte, einige Jahre später aber von sich reden machen sollte...
Unbekümmert spielte die Herrenmannschaft in ihrer neuen Klasse auf und entpuppte sich sogleich als Favoritenschreck. Ein Platz im oberen Tabellendrittel war sodann der Lohn für eine spielerisch und auch kämpferisch überzeugende Truppe. Die Erfolgsstory des Senkrechtstarters SC Hörstel erreichte im Jahre 1978 einen weiteren Höhepunkt mit dem Aufstieg in die Landesliga.
1. Herren Landesliga 1978
stehend von links: Manfred Rahe, Manfred Niestegge, Manfred Börgel, Wolfgang Löchte, Klaus Wege, Johannes Lürwer, Michael Röhling
kniend von links: Christoph Hagemann, Rainer Averbeck und Hubert Schramm
Zur gleichen Zeit stellten sich auch die ersten Erfolge im Jugendbereich. Als Bezirksmeister durfte sich die männliche C-Jugend im Jahr 1979 feiern lassen. Wohl zurecht, denn im laufenden Wettbewerb ließ man so übermächtig scheinende Mannschaften wie den USC Münster hinter sich. Die nächste Station hieß somit Teilnahme an den Westdeutschen Meisterschaften in Hamm. Dort traf die junge Truppe aus Hörstel auf so namhafte Mannschaften wie SSF Bonn oder auch VBC Paderborn und spielte in diesem auserlesenen Feld gut mit. Am Ende sprang ein ausgezeichneter 7. Platz in der Endabrechnung heraus.
männliche C-Jugend 1979
von links: Horst Ulrich, Alfred Moß, Christian Miltrup, Hartmut Bruns, Stefan Meßmann, Bernhard Hilckmann, Thomas Conrad, Peter Götz, Jürgen Lüke, Christian Ungruh, Trainer Hubert Schramm
Ebenfalls in diesem Jahr wurde auch erstmals eine Damenmannschaft beim SC Hörstel gemeldet. Hatte man in einem Abkommen mit Stella Bevergern die Herren der beiden Ortsteile zu einer schlagkräftige Truppe in Hörstel spielen lassen, so handhabte man es in den 70er Jahren bei den Damen umgekehrt. Hier verstärkten die SC-Damen die Stellaner Truppe und unterstrichen mit der zwischenzeitlichen Landesligazugehörikeit ihre Sonderstellung im Altkreis Tecklenburg.
1. Damen Stella Bevergern (Landesliga)
stehend von links: Trainer Raymund Bellmann, Marlis Revermann, Susanne Plake, Anette Bastert, Käthe Liedmeyer, Monika Ansmann
stizend von links: Ulrike Röhling, Franziska Hüvelmeyer, Babara Widok, Karin Wiemerslage
Die neu gebildete Damenmannschaft des SC Hörstel mußte sich natürlich erst finden und so entschied man sich zunächst, für einige Jahre im Hobbybereich mitzuspielen. Schon langsam märchenhafte Züge nahm währenddessen die Entwicklung der Herrenmannschaft an, denn nach einigen anfänglichen Startschwierigkeiten in 3er Landesliga setzte man nun auch dort Akzente und lag nach der Hinrunde auf einem unglaublichen 2. Platz. Den Durchmarsch in die Verbandsliga hatte die SC-Truppe dicht vor Augen. Doch leider war das Erfolgsmärchen SC Hörstel plötzlich über Nacht ausgeträumt. Innerhalb weniger Tage verletzten sich oder erkrankten drei Stützen der Mannschaft so schwer, daß sie nicht mehr zur Verfügung standen, so war der Siegeszug vorerst gestoppt. Im Jahre 1981 fühlten sich die Damen um Trainer Manfred Niestegge so stark, daß man sich erstmals für eine Meisterschaftssaison anmeldete. Daß es dann aber gleich zu einer Meisterschaft reichen sollte, davon hatte man vielleicht geträumt, nicht aber wirklich daran gedacht.
1. Damen - Meister 1981
stehend von links: Elke Puhlmann, Sonja Fabian, Vera Mergenschröer, Anette Pleie, Elisabeth Egelkamp, Trainer Manfred Niestegge
kniend von links: Kerstin Kleinhaus, Vera Widok, Angelika Jung, Claudia Mergenschröer
es fehlen: Beate Löchte, Erika Richter, Elke Pühs
Erfolge gab es von nun an auch immer wieder in der Jugend zu feiern, denn mittlerweile hatte die Abteilung fast für jede Altersstufe eine männliche und weibliche Jugendmannschaft, die an den Meisterschaftspielen teilnahm. Wie stark sich zu diesem Zeitpunkt der SC Hörstel präsentierte, zeigt allein das Jahr 1982 gut auf. Die männliche A-Jugend konnte den Kreismeistertitel in ihrer Klasse gewinnen. Zudem hatte sich die Truppe durch die Vizemeisterschaft in der Leistungsklasse für die Bezirksmeisterschaft qualifiziert. Als überlegener Meister durften sich die B-Jugendlichen feiern lassen. Auch sie setzten sich zudem im Kreispokal durch und sicherten sich den Titel. Selbst die Jüngsten der Abteilung, die C-Jugendlichen trumpften auf. Hinter den USC Münster-Mannschaften belegte das Team einen hervorragenden dritten Tabellenplatz. Erstmals an den Meisterschaften nahm auch die weibliche B-Jugend teil. Sie konnte die in sie gesetzten Erwartungen noch übertreffen und belegte ebenfalls einen hervorragenden dritten Platz in der Abschlußrechnung.
Bei den Herren hatte sich in der Zwischenzeit eine zweite Mannschaft gebildet, die mit beachtlichen Erfolgen aufwarten konnte. Bis zum Jahr 1984 schaffte die Reserve den Sprung von der Kreisliga bis in die Bezirksliga. Auch die 1. Herrenmannschaft machte jetzt wieder von sich reden.
Eine stetige Leistungssteigerung bis zum Frühjahr 1986 bescherte dem SC-Volleyball den bis heute größten Triumpf. Was man acht Jahre zuvor bereits vor Augen hatte wurde nun Wirklichkeit. In zwei nervenaufreibenden Qualifikationsspielen gegen Herbem und später gegen den TV Dülmen sicherten sich die Mannen um Trainer Hubert Schramm den Aufstieg in die Verbandsliga.
Verbandsligamannschaft von 1986
von links: Trainer Hubert Schramm, Klaus Poelakker, Peter Götz, Jürgen Wiesch, Rainer Goldbeck, Günter Rohe, Hartmut Bruns, Roland Heeger, Manfred Heeger und Manfred Niestegge
Daß die Bäume irgendwann einmal nicht mehr in den Himmel wachsen, mußten die Herren in den folgenden Jahren feststellen. Nach personellen Abgängen stand gleich ein Jahr später wieder der Abstieg an. Neben dem sportlichen Abstieg mußte man zu diesem Zeitpunkt auch finanziell kürzer treten. Während es bis zum Ende der 80er Jahre bei den Senioren stetig bergab ging, konnten die Damen ihre Leistung stabilisieren und ausbauen. Hieraus resultierte auch die 1990 erstmals wechselnde Führungsrolle in der Abteilung, denn nach dem größten Erfolg der 1. Damenmannschaft, der Meisterschaft und dem Aufstieg in die Bezirksliga, und der Teilnahme des Herrenteams in der Bezirksklasse, stellten sie das klassenhöchste Team im SC.
Bezirksliga-Aufsteiger 1.Damen 1990
stehend von links: Heike Bruns, Birgit Ungruh, Petra Künne, Andrea Mlynarek, Monkia Schnetgöke, Trainer Thomas Conrad
kniend von links: Claudia Heeke, Kerstin Rumprecht, Bärbel Gilhaus, Karin Boß
Um vor allem der personellen Fluktuation im Herrenbereich entgegenzuwirken, wurden zu diesem Zeitpunkt erste Gespräche über einen spielerischen Zusammenschluß ähnlich einer Spielgemeinschaft geführt. In die Tat umgesetzt wurde die Kooperation dann 1992, als man zunächst den männlichen Bereich des SC Hörstel und von Stella Bevergern vereinigte. Aufgrund der Statuten des Westdeutschen Volleyballverbandes durfte man jedoch nicht - wie z.B. im Fußball üblich - als Spielgemeinschaft auftreten, sondern entschloß sich zur Bildung eines Volleyball Clubs Hörstel, dem die Leistungsspieler beider Vereine angehörten. Von Vorteil stellte sich dieses Gebilde deshalb dar, weil jeder Akteur in seinem Hauptverein bleiben konnte. Der spielerische Erfolg ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Bereits am Ende der ersten gemeinsamen Saison konnten die Herren die souveräne Meisterschaft feiern und damit erstmals nach sechs Jahren wieder in der Bezirksliga antreten. Gleich taten es den Herren auch die Damen, die nach dem zwischenzeitlichen Abstieg den direkten Wiederaufstieg in die Bezirksliga schafften. Obwohl sich 1993 auch der weibliche Bereich vollständig dem VC Hörstel anschloß, konnten beide Teams den erneuten Abstieg nicht verhindern, so daß man nun seit zwei Jahren in der Bezirksklasse auf Punktejagd geht.
Quellenangabe:
75 Jahre SC Hörstel 1921 - 1996
Kapitel Volleyball (Text leicht geändert und ergänzt)